Stefan Palm

Von der Salesorgel auf den Rektorenstuhl
Von Dorothée Schenk [28.01.2017, 19.52 Uhr]

Vor rund 50 Jahren bekam Stefan Palm seinen ersten Klavierunterricht. Da war er fast fünf Jahre alt. Heute ist er Rektor an der einzigen katholischen Musikhochschule Deutschlands, der Hochschule für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart – und als Lions-Mitglied Initiator des Jugend-Musikförderpreises, der jetzt zum zweiten Mal ausgeschrieben wird.

An der neuen Wirkungsstätte in der Kirche von Rottenburg: Stefan Palm

An der neuen Wirkungsstätte in der Kirche von Rottenburg: Stefan Palm

Routine ist nichts, was Stefan Palm reizt. Nachdem der Konzertorganist, Cembalo- und Klavierspieler mit Bühnenauftritten rund um den Erdball 30 Jahre im Dienst der katholischen Kirche stand, freut er sich seit einem Jahr am Professoren-Titel. Ins „Ländle“ wurde er 2015 vom Kantorenstuhl der Marienkirche Neuss aus für den Fachbereich „Orgelliteratur“ berufen. Offenbar erwarb sich der Mann von der Rur schnell Meriten am Neckar, denn schon im April wurde ihm das Prorektorat angetragen, und seit Oktober besetzt Stefan Palm den „Chefsessel“ der Hochschule für Kirchenmusik. Keine große Sache, wenn man ihn reden hört.

Der Mann der Tasten ist eben kein Mann des großspurigen Wortes und so erklärt er: „Ich blieb als einziger übrig“, weil die illustre Schar der Bewerber sich auf fünf beschränkte. So groß ist nämlich nur der hauptamtliche Lehrkörper der Rottenburger Hochschule, der durch acht Dozenten ergänzt wird. Letztlich kommt aber doch raus, dass ihn „der Bischof bekniet hat, das Amt zu übernehmen“. Ein schönes Bild.

„Ich habe es nicht erwartet und mir auch nicht gewünscht“, sagt Stefan Palm, hält kurz inne und wird unvermutet lebhaft: „Obwohl: Man kann unheimlich viel beeinflussen.“ Und dann erzählt der 54-Jährige von den neuen Studiengängen, die er und seine Professoren-Kollegen planen, von den Umstellungs- prozessen vom B-Examen und A-Examen auf Bachelor und Master-Studiengänge und dem neuen Orgel-Master-Studiengang. Die Begeisterung ist hörbar.

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Der Musikförderpreis geht in die zweite Runde.

Der Musikförderpreis geht in die zweite Runde.

Stefan Palm lebt als Rektor mit seinen 40 Hochschülern im Wohnheim, wo er ein Dozentenzimmer bezogen hat. Er kocht mit ihnen und unternimmt auch Radtouren. Sehr familiär geht es zu in Schwaben. Apropos familiär: Die Wurzeln des von Musik Beflügelten bleiben an der Rur.

In Jülich lebt seine Familie, hier hat er seine ersten musikalischen Schritte getan. Schon als Grundschüler saß Stefan Palm als Liedbegleiter im Gottesdienst an der elektronischen Orgel. Sein erstes Konzert gab er, weil seine Heimatkirche im Nordviertel eine „richtige Orgel“ bekommen sollte. Damals war er elf Jahre alt und spielte das “Präludium, Fuge und Ciacona C-Dur” von Dietrich Buxtehude in St. Mariä Himmelfahrt.

In die sprichwörtliche Wiege gelegt ist der Familie Palm die Musik: Vater Johann, Realschullehrer und Organist, gründete den Sales-Kinderchor, saß selbst an der Orgel und förderte die Tastenfreude seines Sohnes Stefan. Als 15-Jähriger wurde Stefan Palm Jung-Student an den Hochschulen von Köln und Aachen und ist der bislang einzige, der drei Konzertexamen ablegte: neben dem Kirchen- musikexamen die Konzertexamen in Orgel, Cembalo und Klavier. Dass Stefan Palm als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes an der Juilliard School in New York den “Master of Music” draufsattelte, sei am Rande ergänzt.

Wer Stefan Palm in Aktion erleben möchte, hält sich Freitag, 31. März, frei, wenn er in der Jülicher Schlosskapelle wieder die Nachwuchs-Musiker begleitet.

Lesen Sie dazu den Beitrag über den Musikförderpreis Das Finale naht


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