Bischof Helmut Dieser besucht die Pfarrei Heilig Geist
Jülich durchwehte der Geist Franziskus
Von Dorothée Schenk [26.01.2017, 19.49 Uhr]
„Normal, alles normal!“ Diese Devise gab Propst Josef Wolff noch in der Sakristei aus, als alle schon in Erwartung des bedeutenden Gratulanten waren: Bischof Helmut Dieser hatte sich ziemlich kurzfristig für seinen Antrittsbesuch in einer der Gemeinde-stärksten Pfarreien seines Bistums den vierten Gründungstag der Pfarrei Heilig Geist Jülich ausgesucht, für den die Vorstellung der Kommunionkinder vorgesehen war. Der Bischof bestand darauf, dass alles wie geplant ablaufen solle.
So ganz ging das Konzept natürlich nicht auf: Schließlich geben Kommunionkinder überlicherweise zur Begrüßung in der christlichen Gemeinde nicht dem Bischof die Hand. Herzerfrischend blieben die Nachwuchskatholiken dennoch, als Bischof Helmut – ganz im Stil von Papst Franziskus – nicht von der Kanzel zur Gemeinde sprach, sondern mitten in seine Gläubigen ging und mit ihnen ins Gespräch kam. Eine anspruchsvolle, kindgerechte und ansprechende Katechese hatte der Bischof vorbereitet. „Welches Wappentier würdet Ihr für Jesus aussuchen“, fragte der erste Hirte. Zuerst hatte er anhand des Jülicher Wappens, das seit Herzog Wilhelms Zeiten den aufsteigenden Löwen zeigt, mit den Kindern „herausgefunden“, dass dieses Wappentier für Wehrhaftigkeit, Dominanz und Sicherheit stünden. Schnell war klar welche Attribute für die Ideale Christi stehen: Ungefährlich, freundlich und ein Opfertier steht für Jesus. Das Lamm.
Das führt auch Bischof Helmut in seinem „Wappen“. Gemeinsam mit dem selbstgewählten „Patron“, Johannes der Täufer. Sie beide stehen für den Geist, den der neue Hirte des Bistums Aachen mitbringt: Wie Johannes sieht er seine Aufgabe darin, Menschen mit Jesus bekannt machen und das im friedfertigen Sinne des „Lamm Gottes“.
Das "Bischofs-Wappen", der Stab von Helmut Dieser |
Geschickt schlägt der Bischof den Bogen zur aktuellen politischen Situation: „Ich glaube, jeder spürt, dass die bisherigen Antworten noch nicht ausreichen.“ Wie einen Spiegel hält er den Gläubigen in der Propsteikirche den verbalen Spiegel vor und räumt mit den klischeehaften Formulierungen auf. Keineswegs nur schlecht sei es, Mauern zu bauen. Sie dienten der Sicherheit, und Abgrenzung, der die Menschen bedürften angesichts der globalisierten Welt in der jeder von jedem alles wisse und alles ungefiltert auf die Menschen einströmen. Ebenso: „Eigene Stärken demonstrieren. Stimmt! Auch darauf kommt es an“, sagte Bischof Helmut Dieser: „Wir brauchen einen Staat, der uns eine Gewissheit gibt, dass wir sicher sind, wie es der Jülicher Löwe getan hat.“
Allerdings, so mahnte er, dürfe beim Thema Wehrhaftigkeit dem Menschen nicht das Krallen-zeigen als einzige Lösung in „Sicherheitsfragen“ einfallen. „Quell der tiefsten Orientierung und Sicherheit“ sei Jesus, den er „nun wirklich kein Zauderer und Zögerer, kein Abziehbildlichen, sondern das Original der Menschheitsgeschichte schlechthin“ nannte. Von ihm dürfe sich der Mensch in allen Unsicherheiten, Fehlern und auch Fehlverhalten angenommen fühlen. Das Ziel des Einzelnen formulierte er so: „Wir sollen einmal das völlige Original werden, das jeder und jede von uns ist.“
Im Anschluss an die Messe nahm der Bischof im wahrsten Sinne ein Bad in der Menge der Gläubigen. Viele nutzten die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen oder auch nur einen Gruß mit ihm zu wechseln. Zeit für einen intensiveren Austausch nahm sich der Bischof beim Gespräch mit den Vertretern der Jugendkirche von Jülich und Düren. Viel Lob gab es für die jungen Christen, die sich engagiert für ihren Glauben einsetzten und hier auch neue Räume gestalten. Aktuell ist in Jülich das Konzept der „Jugendkirche“ im Gespräch. Aus dem Nähkästchen plauderte der Bischof, wie über Sponsoring am besten die Finanzierung für den Weltjugendtag in Panama gelingen kann. Langfristige Planung wäre vor allem wichtig.
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