500. Geburtstag des Jülicher Herzogs
"Investition" Wilhelms V. wirken bis heute
Von tee [18.05.2016, 23.27 Uhr]
Adel verpflichtet und Reichtum haben reicht nicht – man muss ihn auch zeigen. Dieses Credo beherrschte Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg, verschwägert mit dem Kaiserhaus, den seine Zeitgenossen auch den „Reichen“ nannten. „Seine“ Stadt Jülich feiert den 500. Geburtstag des Herzogs. Großer Auftakt ist am Sonntag, 22. Mai, beim internationalen Museumstag.
Kurator Guido von Büren Aug in Aug mit dem Herzog |
Wie kein anderer habe dieser Herrscher das Bild Jülichs bis heute geprägt, erklärte Museumsleiter Marcell Perse: Die große Festungsanlage, die Zitadelle, die die Stadt dominiert und auch der städtische Grundriss, den er den Bürgern mittels des Architekten Alessandro Pasqualini diktiert hat, legen bis heute eine lebendiges Zeugnis dafür ab. Wilhelm V. verbinde Akteure, sagte Perse: Schule und Museum, Vereine und Stadtmarketing. „Geschichte ist der Spiegel der Vergangenheit im heute.“
Wie „verbindlich“ der Herzog ist, bestätigte Dr. Edith Körver, Schulleiterin des Gymnasiums Zitadelle, stellvertretend für die über 1000 Schüler und den großen Lehrkörper: „Die Zitadelle liefert ein Wir-Gefühl und ist identitässtiftend“, sagte sie. Neun Q1-Schüler hatten ihre Projektarbeit zum Thema „Wilhelm 500“ geschrieben und damit die Grundlage für den „Kleinen Herzog“ verfasst. Das Büchlein im Taschenformat dient als Ausstellungsführer und ist ein „Ableger“ des monatlich erscheinenden Kulturmagazins „Herzog“.
Erfreut zeigte sich Kurator Guido von Büren, dass mit diesem „Geburtstag“ ein lang gehegter Wunsch des Museums Zitadelle in Erfüllung geht: Eine tiefe Beschäftigung mit dem Herrscher Wilhelm V., dessen Dynastie nach kurzer Hochzeit schon 1609 wieder Geschichte war. Er war Regent eines Hoheitsgebietes, das sich (ungefähr) in den Grenzen des heutigen Nordrhein-Westfalen befindet.
Wenn jetzt zum internationalen Museumstag am Sonntag, 22. Mai, im Schlosskeller der wilhelminischen Residenz Zitadelle die Ausstellung eröffnet wird, stehen natürlich die Lebensgeschichte und die politischen Erfolge im Vordergrund sowie Wilhelm V. als Mann der – und von – Bildung im Spannungsfeld der Reformation. Aber was wäre ein Herrscher ohne Hof? Hier wurde natürlich auch gefeiert. Legendär ist die „Jülicher Hochzeit“ zwischen Jungherzog Johann Wilhelm und Markgräfin Jakobe von Baden. Dazu wurde nicht nur das erste Feuerwerk abgebrannt, sondern das „Zuckerbankett“ aufgefahren Auf 20 Quadratmeter wurde auf süße Art höfisches Leben abgebildet. Eine unglaubliche Demonstration von Macht und Geld, die bei den Untertanen in Erinnerung blieb – bis heute durch die Dokumentation des Landschreibers Dietrich Graminäus.
Viele Akteure bringt Wilhelm V. bis heute zusammen: Schule, Museum, Stadtmarketing |
Diese Exponate werden natürlich gezeigt – und Neuerwerbungen: Ein Coup gelang dem Museum mit dem Ankauf der Promotionsurkunde des Herzog-Erziehers und Beraters Heeresbach. Außerdem darf das Museum nun das Gebetbuch Wilhelms V. sein eigen nennen, das nachweislich noch 1592 in seinem Besitz war. Im Zuge der Restaurierung der Zitadelle hat sich auch ein baulicher Mosaikstein eingefügt: Die Originalsituation des Südportals konnte in dreijähriger Arbeit rekonstruiert werden. Sichtbar ist sie nun auf dem Hof, aber auch im Schlosskeller sind die Erkenntnisse in einem steingewordenen Schaubild umgesetzt. Außergewöhnlich daran: Die so genannten Trophae. Mit feinen Steinmetzarbeiten verzierte Sockelsteine, die kaiserliche Symbolik tragen. „Verborgene Zeichen werden in dieser Ausstellung entschlüsselt“, verspricht Kurator von Büren. Sie zeigten eben einen Bau, der eines Kaisers würdig ist. Klare Information für die Zeitgenossen: Das ist Reichtum. Durch diese für jedermann erkennbare Pracht erwarb sich der Name „Wilhelm, der Reiche“.
Sehr verbunden, so erklärte Bürgermeister Axel Fuchs schmunzelnd, fühle er sich Herzog, der auf dem Standpunkt gestanden hätte: Nicht das Geld sei der Reichtum, sondern, viel Geld auszugeben, egal woher es käme. Das gelte vor allem gerade angesichts des Haushalts, den die Stadt in diesen Tagen einzubringen hätte. Ernsthaft verpflichtet fühlt er sich aber dem kulturellen Erbe dass es zu bewahren gelte. Bis heute, unterstrich Guido von Büren, profitiere Jülich von diesem „Kapital“, das der Herzog investiert hat.
In Jülich ist Herzog Wilhelm auch als „zweiter Stadtgründer“ – nach den Römern – bekannt: 1548 brannte die Stadt nieder. Die Brandursache wurde nie wirklich geklärt. Fakt ist, dass danach Baumeister Alessandro Pasqualini für den Herrscher eine Stadt auf dem Reißbrett entwerfen konnte – inklusive repräsentativer Zitadelle. Was die Marktweiber hinter vorgehaltener Hand munkelten, ist wohl klar…
Flankierend zum „runden“ Jahrestag gibt es eine Vielzahl von Veranstaltungen wie Führungen durch Ausstellung und Stadt, Vorträge, Exkursionen. Das Programm gibt es in der Tourist-Info am Schlossplatz und steht als Download unter www.wilhelm500.de zur Verfügung.
Bilderbogen Herzog Wilhelm
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