EAKJ: Mit Volldampf in das fünfte Jahrzehnt
Von Arne Schenk [15.04.2016, 11.04 Uhr]

Vorsichtig läuft der Zug in die Maschinenfabrik Haas ein. Chef Rudi Haas behält den fachmännischen Überblick, dass sich alles perfekt abspielt. Falls doch etwas Unvorhergesehenes passiert, ist es zumeist auch nicht schlimm, schließlich lässt sich die Bahn einfach wieder auf das Gleis der Anlage mit Spurbreite H0 beim Eisenbahn-Amateur Klub Jülich (EAKJ) setzen.

Rudi Haas und Michael Wagener haben den Zugverkehr fest im Blick.

Rudi Haas und Michael Wagener haben den Zugverkehr fest im Blick.

40 Jahre jung wird der Verein in diesem Jahr. Gefeiert wird das Jubiläum am Sonntag, 17. April, mit einem Tag der offenen Tür unter der Schirmherrschaft des Jülicher Bürgermeisters Axel Fuchs. Dann können interessierte Besucher von 10 bis 18 Uhr erfahren, was in den Räumen des EAKJ so alles geschieht. Untergebracht sind die Eisenbahner im Kulturbahnhof, der Zugang ist links neben der Kneipentür – eben direkt in Nähe des Gleises. Aber auch in der KuBa-Halle geht es dann mit Volldampf ab.

Mehr als nur ein Hobby scheint der Zugverkehr den Beteiligten zu bedeuten – eher eine Lebenseinstellung. Mit viel Liebe und Fantasie gehen alle ans Werk. Kaum ein Wunder, dass von den 49 Mitgliedern lediglich vier jugendlich sind. „Wir hoffen, dieses Jahr die 50 zu knacken“, unterstreicht Rudi Haas. Er ist seit 15 Jahren Vorsitzender des Clubs, der dritte insgesamt. Bei Gründung des EAKJ am 17. Mai 1976 setzte sich der erste Vorstand aus Hans-Dieter Walter als erstem, Dr. Leo Becker als zweitem Vorsitzenden, Schriftführer Martin Fitting und Kassierer Manfred Sassenscheidt zusammen. Letzterer übernahm später die Führungsposition im Verein.

Jeden Montag – abgesehen von Feiertagen – treffen sich die Lok-Liebhaber in den Klubräumen im ersten Stock vom KuBa. Dann ist zumeist Basteln angesagt. Die wunderbaren Aufbauten um die Bahnhöfe Bitburg, Warstein, Königsbach und Reissdorf – die Namen seien vermutlich einer Bierlaune entsprungen, erklärt der zweite Vorsitzende und Pressechef Michael Wagener – mit den sorgfältig gestalteten Städtchen und Straßen, Weinbergen, dem Bauernhof mit Kornfeld und Tümpel, der Burgruine und dem Gebirgsbach sind so entzückend detailliert ausgearbeitet worden.

„Warstein ist von der Kulisse her am vollständigsten“, erzählt Wagener. Königsbach hingegen ist derzeit noch die große Baustelle des Vereins. Alles entsteht einheitlich im Stil der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts – ungefähr aus der Entstehungszeit des Vereins. Hieran betätigt sich überwiegend der ältere Teil der Mitglieder.

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An der Rangieranlage wird noch getüftelt.

An der Rangieranlage wird noch getüftelt.

Der Nachwuchs beschäftigt sich zudem an so genannten Modulen, etwa ein Meter breite Brettstücke, auf denen ein Streckenabschnitt aufgebaut wird. Dabei gilt es, bestimmte Normen einzuhalten, damit die einzelnen Module später zusammen passen. Ansonsten kann jeder seiner Fantasie freien Lauf lassen. Ob dabei genau die Vorgaben eingehalten wurden, zeigt sich beim Tag der offenen Tür am 17. April. Denn dann werden die einzelnen Teile zu einer ganzen Modulanlage zusammengefügt– auch die von befreundeten Vereinen.

Nach dem offiziellen Teil, der um 10 Uhr beginnt, öffnen sich die Klubräume und präsentieren Rangierspiel und Souvenirstand, Cafeteria und Filmvorführung. Wer diesen Termin nicht wahrnehmen kann, hat die Möglichkeit, den Fahrbetrieb an jedem ersten Montag im Monat ab 18.30 Uhr zu begutachten, um einfach einmal schauen, ob diese Form der Freizeitbeschäftigung etwas für einen ist. Das Ende ist offen. Zudem gibt es an jedem ersten Montag im Jahr einen "Geschenkefahrtag", an dem auch Nichtmitglieder ihre Züge fahren lassen können.

Die „ganz große Zeit“ des EAKJ mit streckenweise 80 Mitgliedern seit der Bahnreform von 1994 und der daraus resultierenden Abgabe der eigenen Schienenbusse sowie der damit verbundenen Einstellung der Sonderfahrten unter anderem zu Ostern und zu Nikolaus ist vielleicht vorbei.

Dennoch fährt der Club mit Volldampf in Richtung Zukunft. Die Modellbahnanlage lässt sich mittlerweile sowohl analog als auch digital steuern. Dadurch besteht durchgängig Spannung am Gleis, der Verkehr fließt störungsfrei mitsamt Beleuchtung, es lassen sich typische Geräusche und Töne produzieren. So ist es sogar möglich, die Anlage auch mit dem Smartphone zu steuern...


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