1. Overbacher Poetry-Slam

20mal das V-Wort durchgedichtet
Von Dorothée Schenk [29.01.2015, 22.08 Uhr]

20mal Mut, Phantasie und Ausdruckskraft der angehenden Abiturienten von Haus Overbach. Rund um das sperrige Thema „Verantwortung“ haben sie gerappt und gedichtet, in Prosa und Lyrik geschrieben, lustig und ersthaft… keine Sekunde langweilig und die Erkenntnis: Die Sorgen um die Zukunft des Volks der Dichter und Denker ist unbegründet. Der 1. Overbacher Poetry Slam zum Patronatstag des Hl. Franz von Sales war ein voller Erfolg.

Sie alle waren Sieger, auch, wenn es am Ende nur Julia Kreutzer auf dem Siegertreppchen stand.

Sie alle waren Sieger, auch, wenn es am Ende nur Julia Kreutzer auf dem Siegertreppchen stand.

Majestätisch untermalt von Richard Strauß' „Also sprach Zarathustra“ zogen die Kombattanten in die vollbesetzte Aula unter rauschendem Beifall ein. Seit den Herbstferien waren die Deutschkurse der Oberstufe aufgerufen, kreativ zu werden und im internen Wettstreit aus ihren Reihen einen Teilnehmer für den „Slam“ ins Rennen zu schicken. Vorgestellt wurden sie wie beim Fernseh-Casting vom gemischten Doppel Nathalie Hüllenkremer und Marco Maria Emunds, ihres Zeichens Deutschlehrer mit eindeutigem Entertainer-Potential. So startete für die Oberstufenschüler nicht nur ein literarischer, sondern auch ausgesprochen „bunter“ Abend.

Weit gefasst haben die 16- bis 18-jährigen Dichterinnen und Denker das Thema „Verantwortung“. Ob Verantwortung für sich selbst (Caroline Scherer), für die Gesellschaft (Merlin Knaps), lexikalisch ergründet (Philipp Matzerath) oder auch als V-Wort von Tim Höhnen philosophisch durchbuchstabiert und als Episode als „Ein Tag im Leben“ (Ariane Schenk) bereiteten sie das Thema vor ihrem Publikum aus.

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Die Entscheidung war schwer, wie Hausherr Pater Költringers (v.l.) Gesichtsausdruck zeigt, der mit den Moderatoren Nathalie Hüllenkremer und Marco Emunds und den Siegerinnen Julia Kreutzer, Jana Singler und Susanne Keppel auf das Juryergebnis wartet

Die Entscheidung war schwer, wie Hausherr Pater Költringers (v.l.) Gesichtsausdruck zeigt, der mit den Moderatoren Nathalie Hüllenkremer und Marco Emunds und den Siegerinnen Julia Kreutzer, Jana Singler und Susanne Keppel auf das Juryergebnis wartet

Dabei waren sie keinesfalls nur kopflastig und ernst wie in den Beiträgen „Ne Tote in der U-Bahn“ von Falvio Kunert oder im poetischen Schmetterlingsflug „Wenn wir von Samthandschuhen auf Wolke sieben wohnen“ von Jana Singler, in dem es heißt „Freiheit hat nie bedeutet frei von allen Regeln zu sein“. Für Heiterkeit sorgte die Spiderman-Adaption „Aus einem großen Bizeps wächst eine große Verantwortung“ oder auch wenn wie bei Nina Stolzenberg die „Lupe auf das Leben“ gerichtet wird: Ein Ortsunkundiger möchte zu McDonalds wird aber zu Burger King geschickt. „Verantwortung?“ fragt Lukas Nerstheimer. Wann beginnt sie? Beim Einkaufen? Wie schön die Zeit war, als sie noch nicht da war, als noch ohne Reue mit Entdeckungsfreude Wände angemalt werden konnten und Salzstangen als Zigaretten herhielten, wie es Julia Kreutz beschrieb.

Ebenso vielfältig wie die Beiträge war die Präsentationen: frei vorgetragen wie Susanne Keppel, im Sprach-Rap wie Jonas Küpper, fast predigthaft von Florian Beißel, der von „Menschen Gottes“ sprach, und kontrapunktisch als provokante Anklage „Mein verantwortungsloses Leben“ von Timo Seidel. Eine schier unlösbare Aufgabe, hier eine Wertung zu finden, bekannten auch Helga Hermanns, freie Radio- und Fernsehjournalistin, die ihrer Kollegin der Tagespresse Daniela Mengel-Driefert und Caritas-Geschäftsführer Dirk Hucko als Jury die Bewertungsbögen auszufüllen hatte. Leichter fiel da schon die Antwort auf die Frage von Moderator Emunds: „Haben unsere Schüler Starpotential?“ Eindeutig ja, und, wie Helga Hermanns gestand: „Der Wortschatz erstaunt mich, liegt weit höher als das, was man als Zeichen bei Twitter kennt.“

Am Ende konnte es trotzdem nur Eine(n) geben, auch wenn die Jury dreimal Punktgleichheit ermittelte und darum das „Applausometer“ entschied. Julia Kreutzer siegte mit ihrer Ode für B vor Jana Singlers Poesie und Susanne Keppels Lyrik über das Leben im Erwachsenwerden.


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