Maria Fernandez arbeitet an den Patronatsfiguren für Lich-Steinstraß

Keine Heiligen "von der Stange"
Von Dorothée Schenk [18.02.2015, 06.03 Uhr]

Detailarbeiten an Apostel Andreas.

Detailarbeiten an Apostel Andreas.

Heiligenskulpturen „von der Stange“ – das treibt Künstlerin Maria Fernandez steile Falten auf die Stirn. Undenkbar! „Die Heiligen unterstützen uns in unserer täglichen Orientierung als Gesprächspartner“, ist die Herrin auf Burg Engelsdorf überzeugt und konnte damit auch die Kirchengemeinde St. Andreas und Matthias gewinnen. Derzeit wachsen unter ihren Händen die Patronatsfiguren für die Kirche in Lich-Steinstraß.

Alles ist vorbereitet. Nur letzte Feinarbeiten mit Brenner und Schnitzwerkzeug stehen noch aus. Im Januar besuchten Gemeindevertreter Maria Fernandez, um die 1:1 Entwürfe ihrer Patrone in Wachs zu begutachten, ehe sie in Lindenholz gearbeitet werden. Bis zum Frühling sollen die Skulpturen nach Vorstellung der Künstlerin vollendet sein.

Während Andreas in die Ferne zu blicken scheint, wendet sich Matthäus versonnenen Blickes nach rechts. In der Kirche wird er in Richtung des Gekreuzigten gehen. In der Hand hält der Apostel sein Attribut, die Axt. „Ich bin noch unsicher, ob es nicht besser ist, wenn sie über der Schulter liegt“, sinniert Maria Fernandez und schiebt das Werkzeug mit leichtem Ruck nach oben. Sofort gewinnt die Figur einen anderen Charakter und neue Dynamik.

Es ist der Ballance-Akt zwischen der Darstellung als Heilige und Fischer, der die Bildhauerin reizt. Ausdruck finden soll er auch in der rauhen Oberflächenbehandlung des Holzes, die auch ein Spiegel der Männer aus dem einfachen Volk sein soll.

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Maria Fernandez legt ihre ganze Konzentration in die Arbeit.

Maria Fernandez legt ihre ganze Konzentration in die Arbeit.

„Die zwei Figuren zu machen, ist für mich, wie zurück ins Heilige Land zu kommen und in den Dialog mit den Menschen dort zu treten“, erklärt sie, die das künstlerische Gesamtkonzept für das Magdala-Center am See Genezareth entwickelte, das im Mai eröffnet wurde. Entsprechend beseelt ist die gebürtige Chilenin noch. „Für mich hat jedes Projekt ein Geheimnis – eine tiefe Bedeutung, Welt und Dimension“, formuliert sie ihre Triebfeder, „die Flamme, das Mysterium des Glaubens“ darzustellen.

Um den Figuren Lebendigkeit zu geben, hat sie die rund ein Meter hohen Patrone als Rundum-Skulpturen entworfen, die abschließend farbig gefasst – „nicht bemalt“ – werden. Nach ihren Vorstellungen sollen sie auf einem tiefen Sockel rund 30 Zentimeter in den Kirchenraum treten, um so einen Bezug zur Gemeinde zu finden. „Ich weiß von vielen Leuten, die eine Figur betrachten und so berührt sind von dem Frieden und der Erlösungsbotschaft.“ Gerade in der derzeitigen Kirchenkrise in Mitteleuropa seien solche Identifikationsfiguren von großer Bedeutung.

Schmerzhaft vermisst haben die Gemeindemitglieder von St. Andreas und Matthias ihre Patrone, ohne die sie schon ihre Umsiedlung aus dem Tagebau-Abbaugebiet vor 25 Jahren vollzogen haben. Noch in der alten Kirche waren die barocken Patronatsfiguren gestohlen worden. Jetzt sollten sie ersetzt werden. Der ursprüngliche Gedanke war, „fertige“ Figuren aus einer Werkstatt in Süddeutschland zu bestellen. Pfarrer Heinrich Bongards trat zur künstlerischen Beratung an Maria Fernandez heran, die sich sofort selbst bereit erklärte, die Patrone zu entwerfen. „Die Heiligenfiguren sind nicht nur ein Zeugnis des Glaubens, sondern auch für die kommende Generation ein Zeugnis der Zeit“, ist Maria Fernandez überzeugt.


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