Jülicher Demenzberaterin hat einen "Koffer in Peru"

Mission "Wawawasi"
Von Dorothée Schenk [27.09.2013, 12.53 Uhr]

Wiedersehensfreude zwischen Dr. Gaby Gielen und "ihren Kindern".

Wiedersehensfreude zwischen Dr. Gaby Gielen und "ihren Kindern".

Wenn Dr. Gabriele Gielen von „ihren Kindern“ in Peru erzählt glänzen ihre Augen vor Begeisterung. Ein Jahr lang lebte die Merksteinerin in Lateinamerika, lernte die schwierigen Lebensumstände kennen und gründete nach ihrer Rückkehr den Verein „Wawawasi“. Das ist jetzt zehn Jahre her.

Gelassene Heiterkeit strahlt die promovierte Psychologin heute aus. Ein deutlicher Unterschied zu den Anfängen der Vereinsgeschichte, die eng an das Leben von Dr. Gabriele Gielen gebunden ist. „Ich musstens eruss he“, erzählt sie schmunzelnd. Sechs Jahre lang hatte sie erfolgreich mit ihrem Mann gegen dessen Krebserkrankung gekämpft, dann brauchte sie eine Auszeit. „Du hast mir jahrelang helfend zur Seite gestanden. Ich muss jetzt gucken, was ich noch alleine kann,“ ermutigte ihr Mann sie zu ihrem abenteuerlichen Unternehmen.

Im Juni 2001, nach der Geburt der jüngsten Enkeltochter, bestieg sie den Flieger gen Lima. Nach über 13 Stunden Flugzeit und weiteren 12 Stunden Fahrt in einem Bus, mit dem sie die 4000 Meter Berghöhen überwandt, erreicht Gaby Gielen Pucchio. Die Stadt, in der sie ein Jahr lang eine Heimat finden wollte. Ihr Ziel war es, dort die Arbeit im Kinderhaus der Hiltruper Brüder zu unterstützen. Zu dieser Zeit lebten rund 20, zum Teil mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche in diesem Haus. Mit vielen Ideen und Idealismus reiste sie an. „Ich hatte vorher in Deutschland einen Spanischkurs belegt und lernte so wichtige Sätzen wie ,Ich hätte gerne ein ruhiges Zimmer mit Bad´. Bei meiner Ankunft fand ich dann drei Monate kein fließendes Wasser vor. Das war dann die Realität“, erinnert sie sich an ihre Blauäugigkeit.

Statt mit den Kindern zu arbeiten, riss Gaby Gielen erst einmal den gefährlichen Spielplatz auf dem Gelände ab und legte einen Gemüsegarten an. Ihn gibt es immer noch: „Inzwischen sind sie Selbstversorger und verkaufen noch auf dem Markt“, berichtet sie mit Freude und Stolz.

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Dr. Gaby Gielen ist im "bürgerlichen Leben" Demenzberaterin des Caritasverbandes Düren-Jülich.

Dr. Gaby Gielen ist im "bürgerlichen Leben" Demenzberaterin des Caritasverbandes Düren-Jülich.

Nach zehn Jahren Aufbauzeit hat sich viel verändert: 2006 gaben die Hiltruper Brüder die Trägerschaft des Kinderhauses auf. Mitgliedern der Schulbehörde, der Stadtverwaltung, des Lehrerkollegiums übernahmen die Aufgabe mit einigen engagierten Bürgern Puquios und sicherten so um die Grundversorgung der Kinder mit Lebensmitteln und Kleidung. Sie verwalten auch die Spendengelder des Vereins aus Merkstein.

Dieser Unterstützt einerseits koreanische Ordenschwestern, die im Pfarrhaus die jüngeren Kinder betreuen, andererseits die Schule, in der die älteren Kinder und Jugendlichen leben und lernen. Die Hilfe zur Selbsthilfe ist ein wichtiges Ziel des Vereins „Wawawasi“. Daher ist ein Schwerpunkt auch der Einstieg in eine Berufsausbildung. Derzeit werden die Jungen über den Schulunterricht hinaus zu Schreinern ausgebildet. Auf diese Weise sind zehn neue Betten entstanden. 2014 soll der Hauswirtschaftsunterricht für Mädchen beginnen.

Der zweite Vorsitzenden Christoph Hilden wird hierzu für drei Monate nach Peru fahren. Gesundheitlich ist Gaby Gielen dazu nicht mehr selbst in der Lage. Er wird dann die Küche einrichten, die durch Spendengelder finanziert werden. „Wenn die Mädchen kochen lernten, können sie später eine Armenküche aufmachen“, erklärt Vereinsvorsitzende Gielen. In Pucchio gebe es viele bedürftige alte Menschen, die dort eine Mahlzeit bekommen könnten. „Damit hätten die Jugendlichen eine wirklich sinnvolle Tätigkeit und wären nicht nur beschäftigt.“

Wenn Dr. Gabriele Gielen nicht in Jülich oder Hasselsweiler ihren Dienst als Demenzberaterin für den Caritasverband Düren-Jülich versieht oder Gruppenangebote für Senioren macht, Krisenintervention für Mitarbeiter, Angehörige und Bewohner der Senioreneinrichtungen anbietet, zur Drogenberatung in Düren zum Einsatz kommt, dann hält sie Vorträge über ihre Zeit in Peru, richtet Basare aus und gewinnt Mitglieder für Wawawasi. 50 Gleichgesinnte sind es inzwischen.


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