Ausstellung im Deutschen Glasmalerei-Museum

Linnich: Anhaltende Schaffenskraft Jochem Poensgens
Von tee/Red [09.03.2017, 07.04 Uhr]

Zwischen den Kunstliebhabern fällt Jochem Poensgen als Person vor allem durch die exponierte Platzierung auf. Der 85-jährige weltweit anerkannte Glaskünstler, der Generationen von Studenten dies- und jenseits des „großen Teichs“ geprägt hat, ist ein kontinuierlicher Arbeiter. Während im Deutschen Glasmalerei-Museum in Linnich eine Ausstellung zu seinem Lebenswerk gezeigt wird, plant der gebürtige Düsseldorfer und Wahl-Soester die Ausstattung der Grabeskirche St.Elisabeth in Krefeld-Inrath.

Jochem Poensgen erläutert das Bildprogramm für die Grabeskirche in Inrath.

Jochem Poensgen erläutert das Bildprogramm für die Grabeskirche in Inrath.

Einen wunderbaren Beweis seiner anhaltenden Schaffenskraft zeigt Jochem Poensgens am Niederrhein. Sensibel sind die Entwürfe an den architektonischen Vorgaben orientiert und an der neuen Nutzung des entwidmeten Gotteshauses als Grabstätte. Wiederentdecken können die Kenner die künstlerische Hauptanliegen von Poensgen: Das Eigenleben und die Modulation des Lichtes mit Hilfe des Glases umzusetzen.

Wer Poensgen in seinem umfassenden Schaffen erleben möchte und vielen Beispielen des Frühwerks Jochem Poensgens der kann sich in die ausgestellten Glasbilder und Objekte im Deutschen Glasmalerei-Museum Linnich vertiefen. Unter dem Titel „Affinité/Wahlverwandt“ wird bis zum 15. Oktober die Ausstellung zu seinem Lebenswerk gezeigt, die in Kooperation mit dem Schweizer Vitromusée in Romont entstand.

Die von Poensgen 1959 realisierten Engelsfenster der Stiftskirche St. Margareta in Düsseldorf-Gerresheim mit ihrer monumentalen raumgreifenden Figurendarstellungen sind beeindruckende Zeugnisse figürlicher Glasmalerei der deutschen Nachkriegsmoderne. In den 1960er Jahren offenbart sich Poensgens Anliegen der plastischen Gestaltung mit Licht in zahlreichen Betonverglasungen.

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Hinterglasbilder von Jochem Poensgen sind derzeit in einer Ausstellung im Linnicher Glasmalerei-Museum zu sehen.

Hinterglasbilder von Jochem Poensgen sind derzeit in einer Ausstellung im Linnicher Glasmalerei-Museum zu sehen.

Während die figürliche Darstellung in der Folgezeiten Raum verliert, treten formale Ordnungsprinzipien wie das Raster und das Ornament in den Vordergrund. Die Reduktion der Form geht einher mit der Reduktion der Farbe. Die Vorliebe zur geometrischen, kleinteiligen und seriell angeordneten Form wird zum Markenzeichen des „Minimalisten“ Jochem Poensgen. Um der Vierlfältigkeit der Räume gerecht zu werden, ist das Experiment unausweichlich. Zu den außergewöhnlichsten Ergebnissen dieser Experimentierfreudigkeit zählt zweifelsohne die Verglasung für die Klosterkirche St. Marien und Nicolai in Jerichow (2006-2009), wo Poensgen die Bleirute als verbindendes Element zwischen den Glasstücken auf winzige Metallplättchen reduziert. Lichtfugen statt Bleilinien bilden nun auf geniale Weise die Verbindung zwischen scheinbar schwebenden Gläsern.

Anhand von zahlreichen Originalen, Zweitausführungen und Musterscheiben zeichnet die Linnicher Ausstellung die Entwicklung des Glasmalers Jochem Poensgen nach und setzt sie in einen Dialog mit seinen Hinterglasmalereien, die seit 2013 in großer Zahl entstehen.

Zur Vertiefung in die Kunst Poensgens bietet das Linnicher Museum am Samstag, 14. Juni, eine Exkursion nach Düsseldorf an, wo er zwischen 1957 bis 2012 zahlreiche Beispiele seiner Kunst schuf. Geplant ist die Besichtigung der Kirche St. Michael, St. Peter und der Maxkirche mit der Kunsthistorikerin Christine Haße.

Mehr zur Ausstellung und den Veranstaltungen unter www.glasmalerei-museum.de.


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