Caritas-Hospizdienst schult ambulante Pflegekräfte

Kreis Düren: Der Wunsch zu Hause sterben zu wollen nimmt zu
Von Erik Lehwald [17.02.2017, 07.24 Uhr]

Mit einer internen Fortbildungsreihe begegnet der Fachbereich Ambulante Pflege des Caritasverbandes dem Wunsch von immer Menschen im Kreis Düren, zu Hause sterben zu wollen. Mit einer Kick-off-Veranstaltung startete am Mittwoch, 15. Februar, die Schulung für den Standort Düren und die umliegenden Pflegestationen. In Jülich fand der Auftakt am 8. Februar im Spiegelsaal des Krankenhauses St. Elisabeth statt. Für den Südkreis folgt der Start in Nideggen am 8. März.

Der Wunsch zu Hause sterben zu wollen nimmt zu. Heute ist es sehr oft schon möglich diesen Wunsch zu realisieren. In Deutschland sind zirka 2,1 Millionen Menschen bereits auf intensive Hilfe im häuslichen Umfeld angewiesen. Mit seiner über 30-jährigen Pflegeerfahrung in der ambulanten Versorgung stellt der regionale Caritasverband fest, dass der Anspruch an die häusliche Versorgung ständig wächst. Menschen über mehrere Jahre zu Hause zu pflegen ist häufiger der Fall als früher.

Somit haben professionelle Pflegekräfte zunehmend auch Grenzerfahrungen. Die Betreuung eines Menschen der in der so genannten palliativen Versorgung ist, bringt eine reguläre Pflegetour der ambulanten Pflegedienste, in der meist zehn und mehr Patienten von einer Pflegekraft versorgt werden, an ihre Leistungsgrenze. Die Vergütung für einen regulären Pflegedienst lässt es bislang nicht zu, eine spezielle Tour eigens für diesen Patientenkreis zu schaffen, der mehr an Zeit und Zuwendung in der letzten Phase des Lebens benötigt.

Ambulante Palliativversorgung beinhaltet, dass Patientinnen und Patienten in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung sowohl medizinisch als auch pflegerisch betreut werden. Damit kann ihnen ein würdevolles Sterben mit möglichst wenig Schmerzen ermöglicht werden. Der Ausbau der ambulanten Palliativversorgung kommt dem Wunsch vieler schwerstkranker Menschen entgegen, in der häuslichen Umgebung und in der Nähe ihrer Angehörigen zu bleiben.
Mit dem SAPV-Pflegedienst (Spezielle Ambulante Palliative Versorgung) hat der Gesetzgeber eine Möglichkeit geschaffen, den Patienten zu helfen, die das Lebensende vor Augen haben. Leider ist ein solcher Dienst für 250.000 Einwohner zuständig. Das bedeutet für den gesamten Kreis Düren, dass es diesen speziellen ambulanten Dienst nur einmal gibt. Hier wird gute Arbeit geleistet. Man unterstützt sich zwischen den verschiedenen Pflegediensten untereinander nach Möglichkeit.

In diesem Netzwerk ambulanter palliativer Versorgung optimal mitzuarbeiten, ist auch der Anspruch der Mitarbeiter des Caritas-Pflegedienstes, der mit seinen acht Pflegestationen überall im Kreis für die Pflegebedürftigen vor Ort da ist. Neben den Palliativärzten, den Apotheken, den Krankenhäusern, dem stationären Hospiz und den vielen ehrenamtlichen Hospizhelfern, sind auch seine Pflegekräfte ein wichtiges Bindeglied im Versorgungssystem dieser Menschen.

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Fachbereichsleiter Elmar Jendrzey und Referentin Dagmar Amthor (2. v.r.) führten durch die Auftaktveranstaltung in Düren Foto: Caritasverband/Erik Lehwald.

Fachbereichsleiter Elmar Jendrzey und Referentin Dagmar Amthor (2. v.r.) führten durch die Auftaktveranstaltung in Düren Foto: Caritasverband/Erik Lehwald.

„Neben den fachlichen Impulsen ist es für den Caritasverband wichtig, unseren Mitarbeitern die Chance zu geben, sich mit dem Thema Umgang mit Sterben und Tod auseinander zu setzen“ erläutert Fachbereichsleiter Elmar Jendrzey die Grundidee.

Was macht das Erlebte mit mir? Wo bekomme ich Antworten auf drängende Fragen? Wer hilft mir, wenn ich das Gefühl habe in Überforderungssituationen zu gelangen? – um unter anderem solche Fragen zu beantworten wurde diese Qualifizierungsmaßnahme ins Leben gerufen. An drei Standorten – in Jülich, Düren und Nideggen – wird zunächst für etwa 50 Mitarbeiter aller acht Caritas-Pflegestationen diese Weiterbildung angeboten.

„Das Interesse unserer Mitarbeiter sich diesem Thema zu widmen ist hoch. Wir wollen mit diesem Angebot dazu beitragen, dass zunehmend mehr Menschen die Möglichkeit gegeben wird, zu Hause friedlich und möglichst schmerzfrei einschlafen zu können. Uns ist bewusst, dass neben dem palliativ versorgten Menschen auch der Angehörige unsere Zuwendung und Unterstützung braucht. Das auch noch dann, wenn ein geliebter Mensch gegangen ist“ so Jendrzey, der auf viele Jahre Erfahrung in der häuslichen Pflege zurückblicken kann.
Eigener Ambulanter Hospizdienst der Caritas schult

Fachreferentinnen sind Dagmar Amthor und Tine Lago Quast des eigenen Ambulanten Caritas-Hospizdienstes für den Kreis Düren. Somit kann der Verband seine Synergien optimal einsetzen. In den Auftaktveranstaltungen wurden die Entstehungsgeschichte und die grundlegenden Unterscheidungsmerkmale von stationärem Hospiz, Palliativstation, ambulanter Hospizarbeit und hospizlich-palliativer Versorgung in der ambulanten Pflege thematisiert.
Nun folgen bis zum Sommer jeweils fünf inhaltliche, dreistündige Bausteine zum Umgang mit Krankheit, Sterben, Tod, Trauer und der eigenen Psychohygiene, zur sensiblen Kommunikation mit Sterbenden, zu hospizlich-palliativen Möglichkeiten im Umgang mit Betroffenen, den Angehörigen und sich selbst, zu Grenzerfahrungen und Lösungsmöglichkeiten und schließlich zu Spiritualität im Wandel der Kulturen, Sterbe- und Trauerriten.

Soweit der Fortbildungsplan. „Die Entwicklung der einzelnen Gruppen wird sehr spannend werden, da alle Inhalte als Angebot gedacht sind und wir zu dem jeweiligen Termin diese Angebotspalette nach den Wünschen und Erwartungen der Teilnehmenden sich entwickeln lassen und dabei eine sehr hohe Flexibilität gewährleisten können“ erläutert Dagmar Amthor vom Hospizdienst, die viel Erfahrung in zahlreichen Kursen für ehrenamtliche Hospizbegleiter sammeln konnte.


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