Über 25 Jahre ist Galeristin Brigitte Habig aktiv

Brigitte Habig macht Rödingen zum kleinen Kunstmekka
Von Redaktion [12.06.2015, 17.22 Uhr]

Eigentlich findet Brigitte Habig, dass es gar nichts über sie zu berichten gibt. Die Galeristin aus Rödingen lässt lieber Taten sprechen. Seit über 25 Jahren betreibt sie die „Alte Weberei“.

Idyllisches Ambiente: Die Alte Weberei

Idyllisches Ambiente: Die Alte Weberei

Sie ist eine Frau von Format: Mit 74 Jahren steht die zierliche, energiegeladene Ausstellungsmacherin mitten im Leben. Mindestens eine große Schau mit drei zeitgenössischen Künstlern organisiert sie pro Jahr in Rödingen, ist dazu als Frauenrechtlerin im Jülicher Land gerne aktiv – wenn auch nicht mehr an vorderster Front – und freut sich privat über ihre neue Rolle als Zwillingsgroßmutter. Ihr Hof, die einstige Weberei in dem 1300-Seelen-Ort Rödingen, hält sie dabei zusätzlich in Bewegung. Derzeit ist sie gerade dabei die Klappläden ihres Hofes neu zu streichen, wie sie munter erklärt. Dass sie nicht Jahre im Voraus planen kann, wie sie betont, erscheint bei diesem Arbeitspensum nur logisch. „Schließlich bin ich eine ein-Frau-Mannschaft“.

Zuerst gehörte ihre Liebe dem geschriebenen Wort, erzählt die gebürtige Hessin, die nach dem Abitur in Frankfurt als Bibliothekarin den Weg ins Berufsleben beschritt. Die bildende Kunst kannte sie damals aus den bedeutenden Ausstellungen der Großstadt und dem Elternhaus, in dem vor allem gegenständlich Landschaftsbilder die Wände zierten. Als Kaufmann kam ihr Vater zu den Bildern „nicht weil er so kunstliebend, sondern weil er so menschenliebend war“, nämlich immer dann, wenn eine ausstehende Rechnung nicht bezahlt werden konnte. „Ich wollte eigentlich lieber Plakate von Picasso“, blickt sie schmunzelnd zurück. Es sollten 46 Jahre ins Land gehen, ehe die Tochter sich den Wunsch nach mehr Moderne erfüllte.

Als Brigittes Habigs damaliger Mann, ein Pilot, in Düsseldorf bei einer Fluggesellschaft anheuerte, zog die Familie nach Rödingen, wo sie Kontakt zur Gruppe „Welt zum Staunen“ aufnahm, die Ausstellungen organisierte. Damit war die Galerie geboren, denn Brigitte Habig stellte spontan Räume für diese Werkschauen zur Verfügung.

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Frauen und Kunst sind Brigitte Habigs Themen - und sie ist am liebsten mitten drin.

Frauen und Kunst sind Brigitte Habigs Themen - und sie ist am liebsten mitten drin.

Als die Gruppe auseinanderbrach, übernahm sie die Aufgabe alleine. Aus dem einen Ausstellungsraum für Malerei in den Anfängen ist mittlerweile ein ganzes Kunst-Anwesen geworden: Zuerst hat sie die erste Scheune für Skulpturen hergerichtet, dann eine zweite, in der ausgefallene Installationen Platz haben. Das meiste wuchs in Eigenleistung mit Unterstützung von ortansässigen Handwerkern. Da sind Zwischendecken abgerissen worden und ein Dach gedeckt, Wänder verputzt und Tore erneuert worden. Mit der Selbstverständlichkeit einer Selfmade-Frau berichtet die Galeristen von dem Mammutwerk, das inzwischen als Kunst-Oase einen guten Namen hat. Weit in das Rheinland hinaus strahlt der Bekanntheitsgrad. Die Galerie „Alte Weberei“ ist ein Selbstläufer geworden.

Unter 20 Künstlern, die sich inzwischen regelmäßig um eine Ausstellung bewerben, wählt sie drei aus. „Ich suche die aus, die ich für sicher halte – Kunst kommt von Können, ist aber auch Geschmacksache. Wenn ich immer nur gezeigt hätte, was mir gefällt und ich kaufen würde, dann wäre es innerhalb nur ein kleines Spektrum gewesen, dass ich gezeigt hätte.“ Viele Künstler bewerben sich sogar um eine Wiederholungsausstellung, denn zusätzlich zum Charme des Ortes bietet die Galeristin faire Bedingungen: Ein Drittel des Verkaufpreises eines Bildes bekommt sie, abgesehen davon zahlen die Künstler nichts. Einladungen, Papier, Druck, Porto und Bewirtung der Ausstellungsbesucher zahlt Brigitte Habig aus ihrer Tasche. „Meine einzige Sorge ist immer: Kommen denn auch genug Besucher?“, sagt Brigitte Habig selbstzweifelnd und bescheiden, obwohl sie Kunstkenner aus Düsseldorf und Köln in den kleinen Ort bei Titz zu locken vermag. Aber eigentlich weiß sie: „Wenn ich Kunst sehen will muss ich nicht nach Rödingen kommen.“ Aber sie kommen auch 2015 kommen: Wenn die Ausstellung ihre Pforten öffnet ist der kleine Ort im Titzer Land wieder ein Mekka für Freunde der aktuellen Kunstszene.

Derzeit hat Brigitte Habig ihre Pforten der Alten Weberei Rödingen für die Frühlingsausstellung geöffnet. Kunstkenner und -freunde haben noch an diesem Wochenende, 13. und 14. Juni, die Gelegenheit, die Ausstellung mit Werken von Czaja Braatz, Franz-Josef Kochs und Nicolai Seyfarth zu sehen.

Alle Planungen und Termine sind unter www.galeriealteweberei.de ersichtlich.


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