Mangelhaft
Von Dorothée Schenk [20.09.2015, 18.01 Uhr]

Es gehört schon viel Lokalpatriotismus dazu, um sich die tiefe Zuneigung zu Jülich derzeit zu erhalten. Nicht nur auf den Plattformen und in den Foren des Internets herrscht eine latent aggressive Grundstimmung. Zu beobachten sind Strippenziehereien hinter den Kulissen und eine Art des Umgangs, von der man schon als Fünfjähriger zum erhobenen Zeigefinger die Worte „Das macht man nicht“ hörte. Teil 1.

Das Ansinnen von Eltern, für ihre Kinder das Beste an Schulbildung zu wollen, wird mit konspirativen Gegenattacken beantwortet. Natürlich können diese angesichts der Fülle von Beteiligten nicht geheim bleiben. Dabei sei es einmal ganz dahingestellt, ob man dem Wunsch, die Sekundar- in eine Gesamtschule umzuwandeln und eine vierte Oberstufe in Jülich zu installieren, zu- oder abgeneigt ist. Unverhältnismäßig sind die Reaktionen. Sie zeugen weder von Besonnenheit noch von Kenntnis der Fakten.

Legitim ist es, sich Sorgen zu machen um die Schullandschaft im Dürener Nordkreis. Verträgt er eine siebte Oberstufe? Wie ist es um die Differenzierung der Leistungs- und Grundkurse bestellt? Erhalten wir die Qualität?

Wenn die Niederzierer Gesamtschule pro Jahr viele Kinder ablehnte und sich vehement gegen eine Gesamtschule in Linnich-Aldenhoven ausspricht, grenzt das an Hohn gegenüber all jenen, die keinen Platz an der Wunschschule bekommen haben. Wenn Eltern des Gymnasiums Zitadelle als Koop-Schule der Sekundarschule „mobil machen“ trotz 112 Abiturienten in diesem Jahr ohne Doppeljahrgang und Zuwanderung aus den Zehner-Abschlussklassen einer Sekundarschule, ist das grotesk und wenig nachvollziehbar. Von einer Front der Jülicher Gymnasien, die insgesamt 291 Abiturienten ins Leben entlassen haben, ganz zu schweigen.

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Sollte schon im ersten Ansatz die Einrichtung einer Jülicher Gesamtschule vom Tisch gewischt werden, ist die Enttäuschung der Sekundarschul-Eltern zu erwarten. Die Schulpflegschaft hat ihre Eltern auf den Weg eingeschworen, auf die Erweiterung und so Hoffnungen geweckt. Es wurde zwar das Verfahren erläutert, ohne aber die Fallstricke deutlich zu kennzeichnen. Das ist nicht unbedenklich, weil sich diese Eltern fälschlich benachteiligt oder übervorteilt fühlen könnten.

Wer die Verfahren kennt, der weiß, dass der Zeitplan für eine Genehmigung ohnehin sehr eng gestrickt ist – selbst wenn er ohne Diskussion durchlaufen würde. Das allerdings ist nicht zu erwarten.

Nach dem Elternvotum folgt der Schulausschuss im November. Ohne Ratsbeschluss, der im Dezember erfolgen kann, ist kein Antrag an die Bezirksregierung möglich. Der muss bis Dezember aber gestellt sein, soll eine Gesamtschule Jülich zum nächsten Schuljahr 2016/17 starten. Die letzte Instanz in Köln entscheidet. Wie, ist unklar.

Klar ist aber schon eins: Gegenwind wird es aus der Politik geben, das ist bereits als Rauschen zu vernehmen. Die Abwehr-Aktionen hinter den Kulissen durch Elternhand sind auch schon hör- und sichtbar. Wie sich die konkurrierenden Schulen, neben den ortsansässigen Gymnasien allen voran die neue Gesamtschule in Linnich-Aldenhoven, verhalten, steht außer Frage – ihre Ablehnung ist zu erwarten.

Es ist die Aufgabe von Eltern und Schulleitung, sich Sorgen um die beste Bildung der Kinder zu machen. Aber auch hier heiligt nicht das Ziel den Einsatz der Mittel.

Wenn nicht „Thema verfehlt“, so ist hier doch sicher ein „mangelhaft“ angebracht. Offenheit in der Kommunikation und Klarheit in der Haltung sind Werte, die nicht nur Schülern vermittelt werden sollen, sondern vor allem von Pädagogen und Erziehungsberechtigten vorgelebt werden müssen.

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